Interview mit Manfred Lipphardt (SPD):
Willi Zylajew MdB (CDU) Gabi Frechen MdB (SPD) Bürgermeisterkandidat Harald Stutzenberger (BMA) Bürgermeisterkandidatin Maria Pfordt (CDU)
Bürgermeisterkandidat Thomas Roos (Grüne) Bürgermeisterkandidat Ulrich Martin (F.D.P.) Bürgermeisterkandidat Manfred Lipphardt (SPD) Bürgermeisterkandidat Ingo Schaefer (UBB)

Fragen an die Kandidaten, aufgeteilt in 3 Staffeln

Staffel 1 Staffel 2 Staffel 3

Staffel 1 :

Wahl-Bergheim:

Lieber Herr Lipphardt, vorab erst einmal herzlichen Dank, dass Sie sich unseren Fragen stellen.
Lassen Sie uns mit der wichtigsten Frage beginnen. Wer oder was hat Sie bewogen, sich als Kandidat für das Amt des hauptamtlichen  Bergheimer Bürgermeisters zur Verfügung zu stellen ?

Manfred Lipphardt:

Die Bergheimer SPD bat mich, zu kandidieren.. Ich kandidiere auch sehr gern, weil ich fest davon überzeugt bin, dass die schwierigen Aufgaben eines Bürgermeisters erfolgreich nur von einem qualifizierten Verwaltungsfachmann, der bereits Führungserfahrungen in der Kommunalverwaltung gesammelt hat, wahrgenommen werden können. Hinzu kommt, dass ich Herausforderungen liebe, gern gestalte und mich in Bergheim immer sehr wohl gefühlt habe.

Wahl-Bergheim:

Auf welche aktuellen Themen werden Sie hier in Bergheim zur Zeit am meisten angesprochen und können Sie daraus entnehmen, wo den Bürgern "der Schuh drückt" ?

Manfred Lipphardt:

Bei meinen 15 durchgeführten Ortsbegehungen sowie den zahlreichen Gesprächen auch mit Vertretern von Vereinen und Organisationen hörte ich unter anderem folgende Kritik: zu hoher Ausländeranteil, Verkehrsprobleme vor Ort, teilweise ungepflegte Grünanlagen – besonders auf Friedhöfen, fehlendes Kaufhaus im Zentrum, Vernachlässigung der einzelnen Stadtteile außerhalb des Zentrums, die reduzierte Vereinsförderung, zu wenig Arbeitsplätze vor Ort, in Einzelfällen nicht nachvollziehbares Handeln der Stadtverwaltung, nicht ausreichende Krippenplätze und zu viel „kleinkarierter Streit“ in der Kommunalpolitik.

Wahl-Bergheim:

Man fragt sich manchmal als Bürger, ob ein Bürgermeister von den vielen verschiedenen Politikfeldern in einer Kreisstadt überhaupt genug verstehen kann. Der jetzige Amtsinhaber hat sich einmal zu der Behauptung hinreißen lassen, das könne nur ein Jurist. Sind Sie Jurist oder warum glauben Sie trotzdem diesem Amt gewachsen zu sein ?

Manfred Lipphardt:

Der Bürgermeister hat sehr verantwortungsvolle Führungsaufgaben wahrzunehmen. Die wichtigste ist natürlich die Leitung der Stadtverwaltung. Souverän führen und agieren kann er allerdings nur, wenn er sich durch eine umfassende Fachkompetenz und strikte Bürgerorientierung auszeichnet. Die überzeugendste Kompetenz hat in der Regel die Person aufzuweisen, die langjährige Erfahrungen als Führungskraft in der Kommunalverwaltung sammelte. Dafür muss man kein Jurist sein. Ich habe den Beruf des Kommunalbeamten „von der Pike auf“ erlernt und übernahm bereits mit 29 Jahren meine erste Führungsaufgabe als Amtsleiter. Von den 26 Jahren als Führungskraft in Stadtverwaltungen engagierte ich mich 12 Jahre als Stadtdirektor. Damit bringe ich das notwendige Rüstzeug mit, um auch als Bürgermeister erfolgreich zu sein.

Wahl-Bergheim:

"Es kann nur einen geben" ! Dieser Satz gilt in einem berühmten Kinofilm, wie auch hier. Es stehen ja nun sechs Kandidaten zur Auswahl, warum sollten die Bergheimer Bürger ausgerechnet Sie zu Ihrem Bürgermeister wählen?

Manfred Lipphardt:

Die Antwort zur Frage 3 macht bereits deutlich, welche Voraussetzungen für eine erfolgreiche Aufgabenwahrnehmung als Bürgermeister erfüllt sein müssen. Von den 6 Kandidaten bringe nur ich aufgrund meines beruflichen Werdeganges diese Voraussetzungen mit (damit möchte ich niemand von meinen Mitbewerbern persönlich herabwürdigen, weil sicherlich jeder in seinem Beruf gute Arbeit leistete oder noch leistet). Bergheim hat mittelfristig große Herausforderungen zu meistern, wenn ich nur an die Bewältigung der sehr kritischen Finanzlage denke. Dafür benötigt man eine Führungspersönlichkeit mit hoher Kompetenz. Außerdem entspricht es meinem Naturell, auf Bürgerinnen und Bürger zuzugehen, um Sorgen aufzugreifen und Hilfen anzubieten.

Wahl-Bergheim:

Wir Bürger werden ja nun in kurzer Frist schon wieder an die Urne gerufen und die Europawahl hat gezeigt, dass viele des Wählens eventuell etwas überdrüssig geworden sind. Welchen Stellenwert messen Sie dem Ergebnis der Europawahl bei und womit wollen Sie die Bergheimer motivieren, schon wieder an die Urne zu treten ?

Manfred Lipphardt:

Das Ergebnis der Europawahl hat für mich keine Bedeutung.. Bei der Kommunal- und Bürgermeisterwahl am 26. September geht es ausschließlich um die Zukunft unserer Stadt. Wer versucht, mit Hinweisen auf die „große Politik“ in Berlin die Wahlen vor Ort zu beeinflussen, täuscht bewusst die Bürgerinnen und Bürger. Ich motiviere die Bergheimer und Bergheimerinnen, unbedingt wählen zu gehen und mir ihr Vertrauen zu schenken,  indem ich immer wieder deutlich mache, dass der Bürgermeister (wie ein Geschäftsführer eines Unternehmens) zwingend ein Fachmann sein muss. Jeder Bürgermeister, der aufgrund mangelnden Sachverstandes ständig auf Berater und Einflüsterer (den sogenannten grauen Eminenzen) angewiesen ist, kann zu einer großen Belastung für die Stadt und ihre  Bürger – auch als Steuer- und Gebührenzahler werden. Und das muss unbedingt verhindert werden. Außerdem weise ich darauf hin, dass ich beim bürgernahen Handeln bereits als Stadtdirektor Maßstäbe gesetzt habe.

Wahl-Bergheim:

Wir bedanken uns für die Antworten und freuen uns schon auf die nächste Staffel der Fragen an die Kandidaten, voraussichtlich in der 2. Augusthälfte !

 Staffel 2 :

Wahl-Bergheim:

Lieber Herr Lipphardt, nachdem Sie sich unseren "warm-up"-Fragen gestellt haben, lassen Sie uns mit den wichtigsten politischen Sachfragen fortfahren:
Sie sind ja alle Mitglieder einer Partei oder einer Wählergemeinschaft. Da  interessiert natürlich, ob Sie immer "auf Linie"  mit dieser sind oder ob Sie auch schon mal eigene Wege gehen ?

Manfred Lipphardt:

Die Entscheidung, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren, machte ich u.a. davon abhängig, dass meine Parteifreunde akzeptieren, dass ich einen völlig eigenständigen Wahlkampf – auch ohne Verwendung des SPD – Logos - führen werde, um meine Überparteilichkeit zu verdeutlichen. Weiter stellte ich klar, dass meine Bewertung von Sachverhalten nicht mit der Einschätzung der SPD übereinstimmen muss. Diese einvernehmliche Regelung mit meiner Partei dokumentiert meine grundsätzliche Linie, die ich bereits als Stadtdirektor 12 Jahre mit Erfolg praktizierte.

Wahl-Bergheim:

Auch hier in Bergheim sind noch sehr viele Jugendliche auf der Suche nach einer Lehrstelle. Was können Sie ihnen raten, um ihnen Mut für die Zukunft zu geben ?

Manfred Lipphardt:

Das Wichtigste ist natürlich, die Bemühungen, eine Lehrstelle zu finden, nicht aufzugeben. Nicht immer wird es gelingen, eine Lehrstelle für den Wunschberuf zu erhalten. Dann sollte man auch eine andere Lösung akzeptieren. Wenn beides nicht gelingt, ist auf jeden Fall eine weitere Qualifizierung anzustreben. Hier bieten z.B. die Berufskollegs vielfältige Möglichkeiten an.

Wahl-Bergheim:

Welche Alternativen wollen Sie denen anbieten, die diesmal wieder keine Lehrstelle gefunden haben ?

Manfred Lipphardt:

Wer keine Lehrstelle gefunden hat, muss sich unbedingt weiterbilden. Der sinnvollste Weg hängt zunächst einmal von der bisherigen schulischen Qualifikation ab. Hier bieten auch außerschulische Bildungsträger, wie z.B. die Volkshochschule und die Rhein-Erft-Akademie, vielfältige Qualifikationswege an. Die Rhein-Erft-Akademie ist auch sehr stark engagiert, bei der Vermittlung von Lehr- /Arbeitsstellen zu helfen.
Ich selber werde mich als Bürgermeister neben der erneuten Organisation der Ausbildungsbörse gezielt bei Arbeitgebern in Bergheim dafür verwenden, genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Die Stadtverwaltung hat zumindest in den Bereichen Lehrstellen anzubieten, bei denen später auch eine Verwendung in der Privatwirtschaft möglich ist. 

Wahl-Bergheim:

Auch für die ältere Generation ist einiges getan worden und muß noch viel getan werden. Viele fordern dafür die Einrichtung eines Seniorenbeirates, wie er z.B. in Kerpen bereits existiert. Brauchen wir ihn auch in Bergheim ?

Manfred Lipphardt:

Die Einrichtung eines Seniorenbeirates ist sinnvoll, weil ich davon überzeugt bin, dass er sicherlich Vorschläge unterbreiten wird, wie die Seniorenarbeit in unserer Stadt noch verbessert werden kann. Im Hinblick auf die zu erwartende Entwicklung, dass auch in Bergheim die Anzahl  der älteren Menschen deutlich zunehmen wird, ist eine vorausschauende Seniorenpolitik ein wichtiger Bestandteil der Kommunalpolitik.

Wahl-Bergheim:

Wenn man durch die Fußgängerzone oder auch die Gewerbegebiete geht, fällt einem zwangsläufig der erhebliche Leerstand auf. Was wollen Sie tun, um es Betrieben wieder attraktiv zu machen, sich in Bergheim anzusiedeln ?

Manfred Lipphardt:

Bergheim hat im Rhein-Erft-Kreis leider die höchste Arbeitslosenquote. Die Anzahl der Berufsauspendler ist ebenfalls sehr hoch. Die Verstärkung der Wirtschaftsförderung ist dringender denn je. Hier sehe ich einen meiner Aufgabenschwerpunkte. Daher werde ich die Aktivitäten der Stadtverwaltung zur „Chefsache“ machen. Einzelheiten der organisatorischen Maßnahmen stimme ich zur gegebenen Zeit mit dem jetzt zuständigen Dezernenten  sowie dem Rat ab. Mein Konzept für eine offensive Wirtschaftsförderung beinhaltet mehrere branchenspezifische Bausteine (z.B. Stadtmarketing, Veränderung der städtischen Vergaberichtlinien), die mit allen relevanten politischen und anderen Kräften ( z.B. IHK) abzustimmen sind. Hinweisen möchte ich darauf, dass auch eine effiziente und flexible Stadtverwaltung ein interessanter Standortfaktor sein kann.
 
Wahl-Bergheim:

Ihre zukünftige Kollegin Petra Roth aus Frankfurt /Main hat angefangen die Ausführung von Gesetzen zu verweigern, für die der Gesetzgeber keine Mittel zur Ausführung bereit gestellt hat. Hätten Sie auch den Mut sich gegen die aus Düsseldorf oder Berlin aufzulehnen, wenn es unserer Stadt nützt ?

Manfred Lipphardt:

Solche vordergründigen populistischen Maßnahmen sind nicht mein Stil. Im übrigen hat es Frau Roth, wie es letztendlich zu erwarten war, bei ihrer Ankündigung belassen. Erfolge erreicht man nur, wenn  man zustände Spitzenverbände, wie den Städte- und Gemeindebund in NRW, dafür gewinnt, Änderungen in Düsseldorf oder Berlin durchsetzen zu wollen. Auch würde ich mich,  wie ich es bereits getan habe, bei den zuständigen Politikern dafür verwenden.

Wahl-Bergheim:

Die Stadt Bergheim hat einen extrem hohen Anteil an ausländischen aber auch deutschen Sozialhilfeempfängern, die den Haushalt unserer Stadt erheblich mehr als den anderer Kommunen des Rhein-Erft-Kreises belasten. Wie wollen Sie hier einen gerechten Ausgleich schaffen und damit unsere Stadt entlasten ?

Manfred Lipphardt:

Zunächst einmal sind verstärkt die Möglichkeiten zu nutzen, Sozialhilfeempfänger für geeignete Aufgaben, wie der Grünanlagenpflege , vorzusehen. Als vorteilhaft hat sich erwiesen, dass für die Bemühungen, einen Arbeitsplatz zu vermitteln, zusätzliches Personal eingesetzt wird. Entscheidend ist auch, dass für einen langen Zeitraum (vorläufig bis 2010) keine Sozialwohnungen mehr gebaut werden. Die bisherige sehr großzügige Bewilligungspraxis der Stadt Bergheim kann daher nicht mehr fortgesetzt werden.
 
Wahl-Bergheim:

Und die Gretchenfrage zum Schluß: Wie viele Schwimmbäder gibt es in Bergheim im Sommer 2005 ?

Manfred Lipphardt:

Die Schwimmbäder in Bergheim sind zwangsläufig sehr kostenintensiv. Dank des Engagements des Vereins „Schwimmpool“ konnten erhebliche Einsparungen erzielt werden. Diese Kooperation ist noch ausbaufähig. Als Bürgermeister werde ich mich klar dafür verwenden, kein Schwimmbad zu schließen. Wenn ein privater Investor ein oder mehrere Bäder übernehmen sollte, kann dies nur in Frage kommen, wenn für die Stadt und die Bürger auf Dauer eine vertretbare Lösung gesichert ist.

Wahl-Bergheim:

Vielen Dank für das 2. Interview Herr Lipphardt, wir freuen uns auf die 3. Staffel !

Staffel 3 :

Wahl-Bergheim:

Lieber Herr Lipphardt, zum Abschluß noch einige etwas brisante Fragen :
In Köln beschäftigt man sich mit einer Anti-Korruptions-Abteilung im Rathaus. Sind wir davor gefeit oder wie wollen Sie verhindern, daß auch Bergheim davon betroffen wird ?

Manfred Lipphardt:

Bei der Stadtverwaltung hat es bisher keine Korruptionsprobleme gegeben. Unabhängig davon, hat der Bürgermeister bereits 2001 eine Dienstanweisung zur Korruptionsprävention erlassen. Die dortigen Regelungen reichen aus, möglichen Fehlentwicklungen vorzubeugen.

Wahl-Bergheim:

Seit Monaten ist hier im Kreis überall Krach in der Politik. In Bergheim und Bedburg spaltet sich die SPD, in Bedburg überprüfen und korrigieren Schiedsgerichte Entscheidungen von SPD und  FDP, in Frechen löst sich die Grünen-Fraktion auf und im Kreistag tritt ein langjähriges CDU-Mitglied aus der Fraktion aus. Fast immer geht es dabei um Personalentscheidungen. Was ist los mit den Politikern, hat sich deren Tätigkeit auf reine "Pöstchenjagd" reduziert ?

Manfred Lipphardt:

Wenn Politiker mehr Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit und dafür weniger Eitelkeit und Egoismus praktizieren würden, gäbe es die von Ihnen genannten Beispiele erst gar nicht.

Wahl-Bergheim:

Wer in Bergheim ein Haus (nicht Sozial-Wohnblock) bauen möchte hat  das Gefühl, vor lauter Landschaftsschutzgebieten geht hier fast gar nichts mehr. Wird das so bleiben ?

Manfred Lipphardt:

Bergheim hat noch genügend Bauflächen, ohne Landschaftsschutzgebiete reduzieren zu müssen. Bei der Ausweisung weiterer Wohngebiete werde ich allerdings als Bürgermeister dem Rat einige neue Konzepte für die städtebauliche Entwicklung vorschlagen.

Wahl-Bergheim:

Es wird gefordert, daß die Ratsvertreter bekannt geben sollen, auf wessen Gehaltsliste sie stehen. Würden Sie dies befürworten, um die Gefahr von Befangenheit bei Entscheidungen z.B. in Energiefragen oder Auftragsvergaben zu minimieren ?

Manfred Lipphardt:

Es gibt eine Ehrenordnung für die Ratsmitglieder. Die danach dem Bürgermeister zu gebenden Informationen reichen aus, um zu erkennen, ob jemand bei Entscheidungen befangen ist.
 

Wahl-Bergheim:

Zum Schluß noch die berühmte Gretchenfrage : Wer wäre denn Ihrer Meinung nach der/die zweitbeste Bürgermeister/in ?

Manfred Lipphardt:

Das entscheiden die Wählerinnen und Wähler am 26.9. und bei einer möglichen Stichwahl am 10.10.2004.
 

Wahl-Bergheim:

Vielen Dank für das Interview Herr Lipphardt und wir wünschen unseren Mitbürgern eine glückliche Hand bei der Wahl!