Interview mit Thomas Roos (Grüne): |
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Fragen an die Kandidaten, aufgeteilt in 3 Staffeln
Staffel 1 | Staffel 2 | Staffel 3 |
Wahl-Bergheim:
Lieber Herr Roos, vorab erst einmal
herzlichen Dank, dass Sie sich unseren Fragen stellen.
Lassen Sie uns mit der wichtigsten Frage beginnen. Wer oder was hat Sie bewogen,
sich als Kandidaten für das Amt des hauptamtlichen Bergheimer Bürgermeisters
zur Verfügung zu stellen ?
Thomas Roos:
Das ich für Bergheim und die Bürgerinnen und Bürger etwas bewegen will und das ich mir dieses Amt durchaus zutraue.
Wahl-Bergheim:
Auf welche aktuellen Themen werden Sie hier in Bergheim zur Zeit am meisten angesprochen und können Sie daraus entnehmen, wo den Bürgern "der Schuh drückt" ?
Thomas Roos:
Es gibt – und das nicht erst seit ein paar Monaten – eine große Politikverdrossenheit in der Bevölkerung. „ Die tun doch sowieso was sie wollen“ ist die Einschätzung vieler BürgerInnen. Ich will als Bürgermeister, mit der Unterstützung einer möglichst starken Grünen Fraktion, dafür sorgen, dass die BürgerInnen schon frühzeitig an allen Entscheidungen beteiligt werden. Das ist nach der Gemeindeordnung auch hier in Bergheim möglich, leider hat die Ratsmehrheit das bisher immer abgelehnt.
Natürlich gibt es einige andere große Themen die die Menschen bewegen, wie Arbeitslosigkeit. Da können wir auch auf kommunaler Ebene etwas bewirken – durch eine professionelle und kreative Wirtschaftsförderung.
Es müssen zukunftsfähige Unternehmen in Bergheim angesiedelt werden. Hier im „Energiekreis“ könnten das vor allem Firmen aus dem Bereich der regenerativen Energien sein. Deutschland ist dort bei den meisten Technologien Weltspitze. Eine Branche die in den nächsten Jahrzehnten enorm wachsen wird und dabei viele neue Arbeitsplätze schafft. Diesen Zug darf Bergheim nicht verpassen!
Wahl-Bergheim:
Man fragt sich manchmal als Bürger, ob ein Bürgermeister von den vielen verschiedenen Politikfeldern in einer Kreisstadt überhaupt genug verstehen kann. Der jetzige Amtsinhaber hat sich einmal zu der Behauptung hinreißen lassen, das könne nur ein Jurist. Sind Sie Jurist oder warum glauben Sie trotzdem diesem Amt gewachsen zu sein ?
Thomas Roos:
Falsch! Um dem geistig gewachsen zu sein, muss man schon Philosoph sein – und ich habe ja auch mal Philosophie studiert. Aber jetzt mal im Ernst: Zu dieser Äußerung hat sich mein Freund Jürgen Peters sicherlich im letzten Wahlkampf hinreißen lassen, als er sich als der große Fachmann präsentieren wollte.
Ich bin Journalist und verdiene seit zwanzig Jahren mein Geld damit, komplizierte Themen in kürzester Zeit zu begreifen und die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Außerdem ist der Bürgermeister kein „Ober- Sachbearbeiter“. In dem Job kommt es nicht darauf an, alles bis ins Detail zu kennen, sondern sich einen Überblick zu verschaffen und dann die notwendigen Entscheidungen zu treffen – auch Personalentscheidungen. Ein professionelles Personal- Management täte der Verwaltung ganz gut.
Wahl-Bergheim:
"Es kann nur einen geben" ! Dieser Satz gilt in einem berühmten Kinofilm, wie auch hier. Es stehen ja nun sechs Kandidaten zur Auswahl, warum sollten die Bergheimer Bürger ausgerechnet Sie zu Ihrem Bürgermeister wählen?
Thomas Roos:
Zuerst einmal, weil ich mich in der Bergheimer Verwaltung hervorragend auskenne. Ich war knapp zwei Jahre Mitarbeiter im Büro Bürgerimpuls und habe in der Zeit eng mit der Verwaltungsspitze zusammengearbeitet. Aber im Gegensatz zu einem Mitbewerber kenne ich auch noch das richtige Leben und nicht nur Verwaltungsarbeit. Außerdem habe ich mit 47 Jahren einerseits einige Lebenserfahrung, bin aber andererseits auch noch geistig flexibel genug um neue Wege zu beschreiten und ich könnte das Amt noch 18 Jahre lang ausüben. Genug Zeit also um auch langfristige Ziele zu verwirklichen.
Zum anderen werde ich immer die Interessen der BürgerInnen vertreten. Ich, genauso wie meine Partei, bin nicht den Interessen von Einzelnen verpflichtet, seien das nun Energieerzeuger, Müllentsorger oder Bauunternehmer. Die Bergheimer Politik braucht Visionen, nicht Provisionen!
Außerdem habe ich als Verwaltungsmitarbeiter die Lokale Agenda in Bergheim auf den Weg gebracht, die ja die Bevölkerung in alle Entscheidungen mit einbeziehen soll. Leider hat die Ratsmehrheit den Willen der BürgerInnen öfter da ignoriert, wo er ihr nicht in den Kram passt. Bestes Beispiel: Der Bethlehemer Wald!
Thomas Roos und die Grünen stehen dafür, dass die Bergheimerinnen und Bergheimer endlich ernst genommen werden!
Wahl-Bergheim:
Wir Bürger werden ja nun in kurzer Frist schon wieder an die Urne gerufen und die Europawahl hat gezeigt, dass viele des Wählens eventuell etwas überdrüssig geworden sind. Welchen Stellenwert messen Sie dem Ergebnis der Europawahl bei und womit wollen Sie die Bergheimer motivieren, schon wieder an die Urne zu treten ?
Thomas Roos:
Die Europawahl war nach meiner Einschätzung in erster Linie ein Stimmungsbarometer für die Bundespolitik, wir Grünen haben da besonders erfolgreich abgeschnitten. Deshalb können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein. Hier in Bergheim wollen wir diesen Erfolg bestätigen und vielleicht sogar noch weiter ausbauen.
Denn am 26. September geht es um die speziellen Bergheimer Themen: Wie soll unsere Stadt sich entwickeln? Wie nehmen wir die Herausforderungen der Zukunft an? Ich bin der festen Meinung, wir können es uns nicht leisten, politisch weiter von der Hand in den Mund zu leben! Wir alle, also Politik und BürgerInnen müssen stattdessen langfristige Ziele formulieren und uns dann erst um die einzelnen Schritte kümmern.
Die Frage am 26. September lautet also: Wohin will Bergheim und wie kommen wir da hin? und dann natürlich: Mit wem?
Da sehen wir Grünen doch, vor allem im Vergleich mit der Konkurrenz, ganz gut aus.
Wahl-Bergheim:
Wir bedanken uns für die Antworten und freuen uns schon auf die nächste Staffel der Fragen an die Kandidaten, voraussichtlich in der 2. Augusthälfte
Wahl-Bergheim:
Lieber Herr Roos,
nachdem Sie sich unseren "warm-up"-Fragen gestellt haben, lassen Sie uns mit den
wichtigsten politischen Sachfragen fortfahren:
Sie sind ja alle Mitglieder einer Partei oder einer Wählergemeinschaft. Da
interessiert natürlich, ob Sie immer "auf Linie" mit dieser sind oder ob Sie
auch schon mal eigene Wege gehen ?
Thomas Roos:
Der Bürgermeister ist ja schon von Gesetzes wegen
verpflichtet, sein Amt überparteilich zu führen.
Ich stehe natürlich für Grüne Politik in Bergheim – und das aus gutem Grund,
weil die Grünen für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch ausgewogene
Politik stehen – aber das heißt eben nicht, dass ich der Fraktion blind in allen
Entscheidungen folgen muss. Gerade bei uns Grünen hat das Vertreten der eigenen
Meinung eine gute Tradition und Leute wie der Berliner Bundestagsabgeordnete
Christian Ströbele sind dafür ja auch vom Wähler mit einem Direktmandat belohnt
worden.
In der Regel wird es allerdings wohl kaum Meinungsunterschiede zwischen dem
Bürgermeister Thomas Roos und der Grünen Fraktion geben.
Wahl-Bergheim:
Auch hier in Bergheim sind noch sehr viele Jugendliche auf der Suche nach einer Lehrstelle. Was können Sie ihnen raten, um ihnen Mut für die Zukunft zu geben ?
Thomas Roos:
Auch in den letzten Jahren sind viele
Lehrstellen erst nach dem 1. September vergeben worden. Deshalb gibt es noch
immer die Möglichkeit einen Ausbildungsbetrieb zu finden, wenn auch vielleicht
nicht im Traumberuf.
Viele Betriebe suchen händeringend nach Auszubildenden und finden niemand, weil
der Beruf vielen jungen Menschen zu unattraktiv oder zu „uncool“ erscheint.
Bevor man aber auf der Straße steht, sollte man sich vielleicht doch
entscheiden, sich dort um eine Lehrstelle zu bewerben, wo es noch Angebote gibt.
In Zukunft wird sowieso kaum noch jemand bis zur Rente in dem Beruf arbeiten,
den er nach der Schule oder dem Studium erlernt hat, sondern eher drei bis vier
mal neu lernen müssen. Das muss man aber auch als Chance begreifen, denn selbst
der interessanteste Job kann mit der Zeit langweilig werden.
Wahl-Bergheim:
Welche Alternativen wollen Sie denen anbieten, die diesmal wieder keine Lehrstelle gefunden haben ?
Thomas Roos:
Die Jugendlichen, die wirklich gar keine Lehrstelle bekommen, sollten unbedingt die Möglichkeit nutzen, berufsvorbereitende Lehrgänge mitzumachen, dann klappts’ bestimmt im nächsten Jahr! Die beste Vorraussetzung für einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben ist immer noch eine gute Qualifikation.
Wahl-Bergheim:
Auch für die ältere Generation ist einiges getan worden und Muss noch viel getan werden. Viele fordern dafür die Einrichtung eines Seniorenbeirates, wie er z.B. in Kerpen bereits existiert. Brauchen wir ihn auch in Bergheim ?
Thomas Roos:
Es war schon immer ein Grundsatz der
Grünen, dass die Bürgerinnen und Bürger an den politischen Entscheidungen
beteiligt werden sollten, egal ob jung oder alt.
Sie sollten in den Rats- Ausschüssen mitreden und mitentscheiden, das bringt
viel mehr als Senioren- oder Jugendbeiräte.
Im übrigen: wenn ich mir die Kandidaten für den zukünftigen Rat anschaue, sehe
ich dort eher die junge Generation unterrepräsentiert, als die Senioren.
Wahl-Bergheim:
Wenn man durch die Fußgängerzone oder auch die Gewerbegebiete geht, fällt einem zwangsläufig der erhebliche Leerstand auf. Was wollen Sie tun, um es Betrieben wieder attraktiv zu machen, sich in Bergheim anzusiedeln ?
Thomas Roos:
Eine
professionelle Wirtschaftsförderung betreiben! Gerade hier
rächt sich die gängige Verwaltungspraxis alles selber machen zu wollen.
Wirtschaftförderung und Standortwerbung darf man nicht Juristen oder
Verwaltungsfachleuten überlassen! Das ist ein Job für Profis!
Es gibt etliche Firmen, die dafür hervorragende Fachleute haben. Die muss man
damit beauftragen. Ein weiterer Vorteil: wenn der Job erledigt ist, hat der
Steuerzahler die Personalkosten nicht mehr am Hals.
Wahl-Bergheim:
Ihre zukünftige Kollegin Petra Roth aus Frankfurt /Main hat angefangen die Ausführung von Gesetzen zu verweigern, für die der Gesetzgeber keine Mittel zur Ausführung bereit gestellt hat. Hätten Sie auch den Mut sich gegen die aus Düsseldorf oder Berlin aufzulehnen, wenn es unserer Stadt nützt ?
Thomas Roos:
Grundsätzlich
sollte gelten: Wer bestellt, bezahlt!
Wenn den Kommunen immer neue Aufgaben aufs Auge gedrückt werden, dann müssen Sie
auch die notwendigen Finanzmittel dafür bekommen. Manchmal – wie bei Harz IV,
also bei der Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe – klappt das ja
schon. Die Kommunen werden vom Bund das Geld erstattet bekommen, das sie ab 2005
zusätzlich für Harz IV ausgeben müssen.
Ob der Weg von Frau Roth funktioniert, das werden wohl die Gerichte entscheiden.
Wahl-Bergheim:
Die Stadt Bergheim hat einen extrem hohen Anteil an ausländischen aber auch deutschen Sozialhilfeempfängern, die den Haushalt unserer Stadt erheblich mehr als den anderer Kommunen des Rhein-Erft-Kreises belasten. Wie wollen Sie hier einen gerechten Ausgleich schaffen und damit unsere Stadt entlasten ?
Thomas Roos:
Hier rächen
sich die Fehler der Vergangenheit. Dies ist nämlich vor allem ein hausgemachtes
Problem. In der Vergangenheit sind in Bergheim, mit der Zustimmung des Rates,
weit über den eigenen Bedarf Sozialwohnungen gebaut worden. Das hat zum Zuzug
vieler Sozialhilfeempfänger geführt. Übrigens häufig aus den Nachbarstädten, die
heute die Kosten für diese Menschen nicht mehr tragen müssen!
Für die Bauherren ist dieser soziale Wohnungsbau ein sicheres Geschäft – auf
Kosten der Steuerzahler: die Miete wird von der Stadt pünktlich zum Monatsersten
überwiesen. Es gilt also erst einmal zu verhindern, dass in absehbarer Zeit noch
mehr Sozialwohnungen in Bergheim gebaut werden. Ansonsten sind wir auf die
Solidarität anderer Kommunen des Rhein- Erft- Kreises angewiesen, die es
übrigens auch schon in der Vergangenheit gegeben hat. Denn eins ist klar,
einfach abschieben wollen und können wir die Mensch nicht, denen es übrigens
nicht wirklich so toll geht wie uns manche Neo- Liberale glauben machen wollen.
Durch Harz IV, das ja von allen Parteien, außer der PDS, im Bundestag
beschlossen worden ist, sollten aber viele heutige Leistungsempfänger in Zukunft
wieder ins Erwerbsleben zurückfinden.
Wahl-Bergheim:
Und die Gretchenfrage zum Schluss: Wie viele Schwimmbäder gibt es in Bergheim im Sommer 2005 ?
Thomas Roos:
Sieben, wenn die Glescher
Kleinschwimmhalle und das Kennedybad bis dahin nicht endgültig so kaputt sind,
dass eine Instandsetzung nicht mehr lohnt. Aber Ihre Frage zielt natürlich
darauf, ob wir uns in Zukunft noch sieben Schwimmbäder in Bergheim leisten
können.
Ich persönlich glaube das nicht. Eine Stadt wie Bergheim, mit 63.000 Einwohnern,
kann sich das bei der derzeitigen Finanzsituation nicht leisten! Viele Politiker
mit denen ich gesprochen habe, aus allen Parteien übrigens, sind der gleichen
Meinung, aber aus Angst vor dem Verlust von Wählerstimmen trauen sie sich nicht,
das auch öffentlich zuzugeben.
Die Stadtkasse ist leer! Das wird auch auf absehbare Zeit auch nicht wesentlich
besser werden. Der Rat muss deshalb in den nächsten Jahren, gemeinsam mit den
Bürgerinnen und Bürgern, entscheiden: Wollen wir weiterhin so viel Geld für
Bäder ausgeben, die noch nicht einmal von sehr vielen Bergheimern genutzt werden
oder gibt es nicht vielmehr Aufgaben für die diese Millionen nötiger gebraucht
werden, wie:
· bessere, auch personelle Ausstattung unserer Schulen – damit junge Menschen in
Bergheim bessere Chancen im Berufsleben haben
· Ausreichend Krippenplätze – damit junge Eltern die Chance haben frühzeitig ins
Berufsleben oder die Ausbildung zurückzukehren und nicht zu Sozialfällen der
Zukunft werden
· Professionelle Wirtschaftsförderung und Ausbau „weicher“ Standortfaktoren, wie
mehr Wald und Naherholungsflächen, attraktiveres Kulturangebot – damit Bergheim
für Unternehmen ein interessanter Standort wird und die Menschen hier wohnen und
arbeiten können
· mehr Freizeitangebote für unsere Jugendlichen – damit die nicht abends an der
Tankstelle billig Bier und Alco- Pops kaufen und sich rund ums Aachener Tor oder
auf Kinderspielplätzen rumtreiben müssen
· verstärkte Betreuung und bessere Angebote für unsere Senioren – die ja in den
nächsten Jahren immer zahlreicher werden
· integrative Maßnahmen, wie das schon jetzt sehr erfolgreiche Stadtteil-
Projekt Süd- West
· Einrichtung eines Stadtbus- Systems – damit die Menschen ohne Auto zum
Beispiel auch ins nächste Schwimmbad kommen
Wahl-Bergheim:
Vielen Dank für das 2. Interview Herr Roos, wir freuen uns auf die 3. Staffel !
Wahl-Bergheim:
Lieber Herr Roos, zum Abschluß noch einige
etwas brisante Fragen :
In Köln beschäftigt man sich mit einer Anti-Korruptions-Abteilung im Rathaus.
Sind wir davor gefeit oder wie wollen Sie verhindern, daß auch Bergheim davon
betroffen wird ?
Thomas Roos:
Natürlich ist keine Stadt vor Korruption
gefeit, auch Bergheim nicht!
In der Bergheimer Verwaltung ist deshalb der Fachbereich drei für die interne
Kontrolle zuständig, der jedem Hinweis auf Korruption in der Verwaltung
nachgeht. Außerdem gibt es die Submissionsstelle, die die Vergabe städtischer
Aufträge kontrolliert. Trotzdem ist ständige Aufmerksamkeit geboten, damit
schwarze Schafe möglichst früh entdeckt werden! Ein Korruptionsbeauftragter muss
auf jeden Fall unabhängig und nicht weisungsgebunden sein – auch dem
Bürgermeister gegenüber!
Die größere die Gefahr aber ist, dass politische Entscheidungen – zum Beispiel
bei der Müllentsorgung oder der Ausweisung von Bauland – von persönlichen
Beziehungen und Abhängigkeiten der Politiker beeinflusst werden. Da sollte man
genau darauf achten, wer mit wem einen Beratervertrag hat oder sonstige
Geschäftsbeziehungen pflegt!
Es gab ja in Bergheim auch mal den Fall, dass ein führender Politiker Geld
genommen hat, damit eine Kaufhauskette hier eine Filiale eröffnen durfte, aber
das ist ja aufgeflogen und deshalb auch gescheitert. Ich hoffe, das war ein
Einzelfall und es sind andere nicht bloß nicht erwischt worden!
Wahl-Bergheim:
Seit Monaten ist hier im Kreis überall Krach in der Politik. In Bergheim und Bedburg spaltet sich die SPD, in Bedburg überprüfen und korrigieren Schiedsgerichte Entscheidungen von SPD und FDP, in Frechen löst sich die Grünen-Fraktion auf und im Kreistag tritt ein langjähriges CDU-Mitglied aus der Fraktion aus. Fast immer geht es dabei um Personalentscheidungen. Was ist los mit den Politikern, hat sich deren Tätigkeit auf reine "Pöstchenjagd" reduziert ?
Thomas Roos:
Zuerst einmal möchte ich für das ehrenwerte
CDU- Kreistagsmitglied Karl Engelskirchen eine Lanze brechen: Bei ihm ging es
ausschließlich um Inhalte. Der Mann will sich in seinem hohen Alter wohl nicht
mehr verbiegen lassen.
Im Fall der BMA ging es mit Sicherheit nur um Posten oder wie soll man anders
erklären, dass die Da(h)men und Herren just einen Tag vor der SPD-
Mitgliederversammlung, auf der sie alle kein Mandat mehr erhalten hätten, einen
eigenen Verein aufmachen? Um Inhalte kann es ja wohl nicht gehen. Das Programm
der BMA heißt doch einfach nur: „Wählt uns in den Rat“ und bis dahin wünschen
sie uns „Schöne Ferien“!
Und dann gibt es da noch eine liebenswerte aber offenbar verwirrte Dame in
Bergheim, die in einer Ratsperiode zuerst von der CDU zur SPD wechselte und dann
zur BMA. Jetzt tritt sie als Einzelkandidaten an, mit dem Slogan „Klare
Verhältnisse, Klare Politik“!??? Genau!
Wahl-Bergheim:
Wer in Bergheim ein Haus (nicht Sozial-Wohnblock) bauen möchte hat das Gefühl, vor lauter Landschaftsschutzgebieten geht hier fast gar nichts mehr. Wird das so bleiben ?
Thomas Roos:
Die Behauptung ist nun wirklich fern von jeder Realität! In
Bergheim sind zur Zeit Baugebiete für insgesamt 2269 Wohneinheiten oder ca. 6000
neue Einwohner ausgewiesen und das bei stagnierenden oder sogar sinkenden
Bevölkerungszahlen. Da fragt man sich doch eher, wer soll denn dort überhaupt
noch bauen?
Kurz vor Schluss hat der Interviewer hier ein Eigentor geschossen! Das CDU-
Mitglied Thomas Homeier ist offenbar der Baulobby in seiner Partei auf den Leim
gegangen, die ja gerne, im Einklang mit Teilen der Verwaltung den
Landschaftsschutz nach Belieben aufheben würde, wie zuletzt beim Dornenhau in
Glessen versucht.
Wie man aus CDU- Kreisen hört, war es auch genau diese Baulobby, die erfolgreich
gegen die Bürgermeister- Kandidatur von Winfried Kösters intrigiert hat. Der war
offenbar zu unabhängig.
Wahl-Bergheim:
Es wird gefordert, daß die Ratsvertreter bekannt geben sollen, auf wessen Gehaltsliste sie stehen. Würden Sie dies befürworten, um die Gefahr von Befangenheit bei Entscheidungen z.B. in Energiefragen oder Auftragsvergaben zu minimieren ?
Thomas Roos:
Ich bin auf jeden Fall für den „gläsernen Abgeordneten“. Wer sich um ein öffentliches Amt bewirbt, sollte auch seine finanziellen Abhängigkeiten öffentlich darlegen! Das sollte auch für Firmen von Ehepartnern oder anderen Familienangehörigen gelten!
In Bergheim gab es jahrzehntelang eine Zwei- Drittel- Mehrheit im Rat, quer durch die Parteien: die der RWE- und Rheinbraun- Mitarbeiter. Diese Leute waren zum Teil völlig freigestellt von jeder betrieblichen Arbeit. Warum wohl? Weil dem Konzern das Wohl von Bergheim so am Herzen lag?
Inzwischen platzieren auch die Entsorgungsfirmen, von den Medien gerne als „Müll- Mafia“ bezeichnet, ihre Mitarbeiter gerne in den Kommunalparlamenten. In Bergheim spricht man sogar schon vom „Krieg der Müllmänner“. Ein Grund mehr, genau zu wissen, wer auf wessen Gehaltliste steht!
Wahl-Bergheim:
Zum Schluß noch die berühmte Gretchenfrage : Wer wäre denn Ihrer Meinung nach der/die zweitbeste Bürgermeister/in ?
Thomas Roos:
Dr. Winfried Kösters! Aber der steht ja leider nicht zur Wahl.
Wahl-Bergheim:
Vielen Dank für das Interview Herr Roos und wir wünschen unseren Mitbürgern eine glückliche Hand bei der Wahl!